3.11.16

"Ich fühle mich fremd."

Sehr geehrte Damen und Herren, dies ist meine  Ansprache an das Premierenpublikum wenige Minuten vor Beginn der Vorstellung des "Othello" am 29. Oktober 2016 im Schauspielhaus zu Dresden.

Was eher als Einbindung meiner Biographie in die Rolle des Mohren von Venedig gedacht war gerät in diesen Tagen, sei es in der Presse, oder in den Gesprächen zum Exkurs. Das finde ich gut und so war es gemeint. Ich danke Thorleifur Örn Arnarsson und Julia Hansen für ihre Hilfe an diesen nun folgenden Text.



Foto: Kraft Anger

Mein Name ist Ahmad Mesgarha. Ahmad. Nicht Ahmed. Ahmed ist Türkisch. Ahmad ist Persisch. Als ich hier angefangen habe, an diesem Theater, da war ich noch Student. Schauspielstudent. Da probten wir oben im „Theater unterm Dach“ ein Stück von Kafka. Die Premiere war ein großer Erfolg und wir waren alle sehr glücklich. In der Kritik stand schließlich zu lesen: „Den Obersthofmeister spielte Ahmad Mesgarha (er spricht sehr gut Deutsch!)“ Das ist mir nur einmal passiert! Mir, dem Bundesbürger mit DDR Vergangenheit, dem „Deutschenhochzwei“. Zwar halber Iraner, aber das Land habe ich nie gesehen, nie kennen gelernt. Außerdem war das unwichtig, nicht relevant, zählte nicht, spielte keine Rolle. Ich war Jungpionier, das war wichtig! FDJ, NVA und Mauerfall, Währungsunion, ich hatte das ganze deutsch deutsche Programm. Doch dann kamen Brecht, Lessing, Schiller, Kleist, Büchner, endlich Goethe und Thomas Mann. Ich habe auf dieser Bühne 29 Jahre die Deutsche Sprache zelebriert, geliebt, gelehrt, verteidigt. „Er spricht sehr gut deutsch!“ Ja, denn die deutsche Sprache ist meine Muttersprache. Ich heiße nur zufällig Ahmad. Nicht Ahmed! Ahmed ist Türkisch. Ahmad, so wie der Attentäter neulich in New York. Othello. Shakespeare. Gut! Da kommt nun mein Regisseur, Thorleifur Örn Arnarsson, ein englischsprechender Isländer aus Reykjavik in die Residenzstadt nach Dresden, um einem „sehr gut deutsch sprechenden“ deutschen Halbiraner aus Berlin Prenzlauer Berg beizubringen wie man einen Fremden spielt. Verstehen sie mich nicht falsch! Othello, das ist ’ne geile Rolle. Und würde ich Meyer, Müller, Lehmann, oder Schulze heißen, stünde ich jetzt braun geschminkt vor ihnen und würde, die Augen rollend und die Stimme verstellend den Mohren geben: „Desdemona hast du schon zur Nacht gebetet?“ Aber am Maskenplan, da draußen hinter der Glasscheibe, steht mein Name nicht geschrieben. Keine Maske! Und wissen sie warum? Mein Name soll meine Maske sein. Meine Farbe heißt Ahmad. Wer ist hier eigentlich der Rassist?Ich fühle mich fremd. Mit jedem Tag fremder. Und je fremder ich mich fühle um so mehr klammere ich mich an unsere Sprache. „Er spricht sehr gut deutsch!“ Als gäbe sie einen Halt unsere Sprache. Denn eine andere wurde mir nicht in die Wiege gelegt.


29.10.16

Othello

Kontrovers spreizen sich die Meinungen über unsere letzte Arbeit im Schauspielhaus Dresden. Müde Gesichter habe ich gesehen nach der Vorstellung und böse auch und aggressive. Dann wieder helle Gesichter mit Glanz in den Augen. Fast im Detail beschreiben sie, was den anderen an der Aufführung gerade fehlte. Wenn man sich so weit herauswagt wie wir muß man das wohl in Kauf nehmen. 
AM 8.11.2016


Auf dem Bild: Lucie Emons (Emilia, Jagos Frau),  Ahmad Mesgarha (Othello)
Foto: Krafft Angerer


10.9.16

Premiere "Alte Meister" von Thomas Bernhard



"Alte Meister"
Thomas Bernhard
Rolle: Atzbacher 
Regie: Anton Krause 
Foto: Matthias Horn 2016



5.7.16

Auf alle Fälle Spanien

Der Jakobsweg


Foto: privat


Vielleicht komme ich ja wirklich dort an. Vielleicht irgendwann in den nächsten Jahren, oder auch später. In Spanien. Früher wollte ich auf den Mond. Aber da gibt es keinen Rotwein. Auch ist es in Spanien nicht so kalt. Deshalb und vielleicht auch weil ich immer mal wieder gerne alleine bin, habe ich mich auf den Weg gemacht. Und werde ihn fortsetzen in den nächsten Jahren. Immer wenn ich Zeit habe. Oder wenn es mir nötig erscheint. Immer ein Stück weiter.


21.5.16

Rennsteiglauf 2016

Irgendwann, ich glaube es war in der sechsten Klasse in Berlin Prenzlauer Berg, da habe ich davon in der Zeitung gelesen. "Die Verrückten aus dem Thüringer Wald" war der Artikel überschrieben. Die damals 75km zählende Strecke schien mir genau so unüberwindlich wie der Weg zum Mond.


Aber die Geschichte von den Unbezwingbaren aus dem Thüringer Wald hat mich fortan nicht losgelassen.  Das man das schaffen kann schien mir geradezu unglaublich. Helden waren sie für mich, die Männer vom Rennsteig. Hans-Georg Kremer, Hans-Joachim Römhild, Jens Wötzel und Wolf-Dieter Wolfram waren die Pioniere. Und ich malte mir aus, dass ich der fünfte in ihrem Bunde gewesen wäre. Mit der Taschenlampe liefe ich ihnen hinterher.

Zunächst galt es aber den "Dauerlauf" in der Schule zu überstehen. Die "Leistungskontrolle" auf dem Sportplatz. Wenn ich mit 3000 Metern schon zu tun hatte, dachte ich, wird alles was darüber hinaus geht ein Traum bleiben müssen und ein 72,7km langer Lauf sowieso.
Doch dann, als nach der Schule das Leben begann und das Theater mich infizierte, als die Bühne Schritt für Schritt mein zu Hause wurde, kam mit dem Schauspieler auch der Sportler in mein Leben. Erst als Ausgleich, dann als Teil von mir.

Ende letzten Jahres dachte ich, das mit dem Rennsteig wäre nun vielleicht möglich. Ich bin inzwischen einige Halbmarathon gelaufen, einige Marathons auch, in unterschiedlichen Städten, mit ganz unterschiedlichem Höhenprofilen, warum sollte nicht nicht jetzt den lang erträumten Ultra Marathon Wirklichkeit werden lassen. 72,7 km müssten doch zu schaffen sein. Gesagt, getan begann ich Anfang des Jahres mein Training zu spezialisieren... hier läuft's weiter


Foto Team Müller 


14.5.16

Zweeter reischt och

Dialog mit meiner Lieblingspförtnerin 60 Minuten vor der Vorstellung "Raub der Sabinerinnen" und 6 Tage vor dem Rennsteiglauf




16.3.16

LEHMANN BROTHERS in Köln

"Ich denke heute mit ihnen über das Wort Kaufen nach...!"



Foto: privat
Für die Kölner Premiere der LEHMANN BROTHERS, welches in seiner Koproduktion mit dem Dresdner Theater am 5.Juni 2015 schon seine heimische Premiere feierte, laufen nun die Proben am Rhein auf Hochtouren.

Morgen ist Generalprobe, Freitag 19.30 Uhr Premiere, danach Premierenfeier Schokoladenmuseum zu Köln (ein Kindheitstraum geht in Erfüllung , Samstag ist dann bereits um 19.00 Uhr die 2.Vorstellung. Ist zwar schwer mit Karten, aber man kann es ja versuchen. 

"Denn der Mensch meine Herren lebt nicht um zu verlieren, sein Instinkt geht aufs siegen, seine Existenz ist das Siegen." Stefano Cassini


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9.3.16

Der ewige Pilger

Die außergewöhnliche Geschichte des Bischofs Benno von Meißen. 

Eine 45 Minütigen Doku in der Regie von Volker Schmidt-Sondermann. Der auch das Drehbuch schrieb.


Links Friedrich Förster als Heinrich der IV., Foto privat
"Nach seinem Tod entsteht ein regelrechter Heilkult an seiner Grabstätte im Meißner Dom. Immer wieder werden Menschen auf wundersame Weise geheilt. Schließlich wird er heilig gesprochen. Doch das alles ist dem sächsischen Herzog Heinrich ein Dorn im Auge....

Der Burgberg zu Meißen. Ausgangspunkt der Christianisierung Sachsens seit dem 10. Jahrhundert. Sitz vieler Bischöfe. Doch einer von ihnen ist bis heute unvergessen: Der Heilige Benno..." 

Die Dreharbeiten zu dieser wirklich interessanten Figur des Mittelalters finden in diesen Tagen in der Albrechtsburg Meißen und in den Wäldern um Pillnitz statt.   

Uraufführung am 19. Mai, 16.00, Filmtheater Schauburg Dresden.

23.2.16

Sabinscherinnen

Geschafft... Im wirklichen Sinne... 

Die Premiere: "Der Raub der Sabinerinnen" im Schauspielhaus Dresden haben wir am 20. Februar geriet zur Kraftprobe.

Striese, der Theaterdirektor kann nur noch Gott vertrauen, damit ihm das von Professor Gallwitz (gespielt vom wunderbaren Torsten Ranft) anvertraute Stück nicht zur völligen Blamage aus den Händen gerät. So war nun auch unser Theatergott gefragt und schließlich zur Stelle. 

Sehr, sehr herzlicher Applaus zur Premiere. 


Gute Besserung für Susanne Lietzow unserer Regisseurin, die eine Woche vor der Premiere krank wurde. Der Premierensekt hätte mit ihr besser geschmeckt.



Die Bearbeitung des Stückes von Paul und Franz Schönthan stammt von Curt Götz.

aus meinem Textbuch Seite 32