18.8.15

3. Etappe von Neustadt am Rennweg nach Oberhof

 6:30
Freundlich lockt die Sonne durch das Dachfenster.


Es ist noch kühl, aber heute soll es wärmer werden. Ein neuer Anblick eröffnet den vierten Tag. Heute geht es nach Oberhof. Der Wintersport Stadt Oberhof, bekannt aus alten DDR Sport Zeiten und bekannt dafür das man sich dort um den heutigen Nachwuchs kümmert. Komisch, ich denke immer zuerst an den "Oberhofer Bauernmarkt." Eine Fernsehsendung aus Kindertagen. Extrem uncool. Und der Inbegriff für Rentnerdisco. Als wir aber vorgestern Abend in geselliger Runde das Rennsteiglied sangen, mit Tränen in den Augen, da wurde mir klar, wie ernst die Fröhlichkeit gemeint ist. Es klang wie eine Hymne das Lied vom Rennsteig und seinen Wanderwegen. Herbert Roth ist ein Idol. Mick Jagger auch. Aber eben nicht hier auf diesen Wegen. 

Diesen Weg auf den Höh'n 
bin ich oft gegangen, 
Vöglein sangen Lieder. 
Bin ich weit in der Welt 
habe ich Verlangen, 
Thüringer Wald nur nach dir.

Mit 27 km steht heute eine etwas kürzere Etappe auf dem Plan. Wenn man überhaupt von kurz sprechen kann. 


Die abendlichen Vorbereitungen sind ein wichtiges Ritual. Jedes Mal schreibe ich mir peinlich genau die Verpflegungs und Kontrollstellen für den Wegesstempel auf.
Ähnlich wie auf dem Jakobsweg führt man ein Stempelblatt dabei, um nachzuweisen dass man wirklich überall war. 


Nun gut, das ist ein bisschen wie auf dem Kindergeburtstag. Aber man ist doch gerne Kind, oder?

7:20
Ich laufe zum Frühstück in das nachbarliche Hotel. Es ist eine herrliche Stimmung. Ich mache Fotos.


Die Kirche an der Kirchgasse.


Noch alles still auf den Straßen. Mancher nickt mir freundlich zu. Wir sind hier die bunten Vögel. Die Leute mit den Nummern auf dem T-Shirt - Startnummern. Man kennt das schon.



9:00
Start bei herrlichem Sonnenschein und guter Stimmung. Die Beine machen mit. Erstaunlich wie man sich über Nacht erholen kann. Der Körper scheint sich an die Belastung zu gewöhnen. Dennoch nehme ich mir vor langsam zu laufen.


Heute kann man weite sehen. Vorbei am großen Dreiherrenstein. Wir durchlaufen den Ort Alzunah. Überqueren die Straße am Frauenwald. Gelangen zum Bahnhof Rennsteig. Nach der Wetterstation an der Schmücke, kommen wir zum höchsten Punkt des Thüringer Waldes, die genaue Festschreibung belegt 973m. Da ist sie! Plänkners Aussicht! Man kann weit sehen. Bei Kilometer 21 sind wir an der Suhler Ausspanne, daran schließt sich die Sommerwiese, die Brandleiter und schließlich nach einem langen langen endlosen Berg Der hoch, hoch in den Mond geht, stürzten wir herab in das Tal zum Waldgasthaus Schanzenbaude.



Erst am Ende bin ich Michael etwas entwischt. Berg ab fällt mir leichter. Aber unser Lauf war wieder perfekt. Nicht zu schnell und dennoch sind wir an unsere Grenzen gegangen. 


Die Beine machen mit. Heute waren es wieder weit über 700 Höhenmeter. Hier und da zwickt es ein wenig. Aber man muss die Nerven behalten. 



Die Wertungen werden aufgeschrieben. Es gibt herrlich zu essen. Die Tafel ist gedeckt. Ich kann kurz nach einem Lauf noch nichts essen. Der Magen ist zugeschlossen. Tee und Cola, das reicht.


Uli, der Mann mit der Stoppuhr in der Hand, ruft mir zu: "3 Stunden und 11 Minuten. Nicht die beste Zeit, aber die beste Haltung". Wir lachen. Und ich stecke mir ein Bier in den Beutel. Für die Pension "Waldesruh", die sich unweit von hier befindet.


   
Details und Karte Garmin Connect