10.8.14

USA Reise 16. Tag "Auf der Route 66 nach Las Vegas"

Die Züge in Seligmann sind lang. So lang, dass sie unseren Schlaf kürzen. 


Rosa zählt früh einhundert Wagons. Die schieben sich durch die Nacht an uns vorbei. Immer wieder geben die Signale. Die Tiere sollen fern bleiben. Gestern auf dem Weg vom Grand Canyon nach Seligmann schlug ein großer Greifvogel an unsere Windschutzscheibe. Man kann nicht langsam genug fahren in dieser Gegend.

10:15
"Get your kicks on Route 66", der alte Bobby Troub Song wurde von Nat King Cole berühmt gemacht. Der Ohrwurm wird mich die nächsten Stunden nicht verlassen. 


Wir begegnen der alt ehrwürdigen Straße, welche 1926 entstand und Chicago mit Los Angeles verbindet. Heute heißt sie Interstate 40 und gibt das Gefühl mitten im Film "Easy Rider" zu sein. An den Straßenrändern liegen Trophäen der alten Zeit, oder werden zu solchen gemacht. Die Atmosphäre ist lässig. 


Ich sehe Peter Fonder auf seiner Harley Davison neben mir fahren. "Morgens einen Joint und der Tag ist dein Freund." 


Eine ganze Bewegung wurde mit diesem Film ins Leben gerufen. 


Immerwieder sieht man die verlorenen Helden der Neuzeit, die den Film auf ihren Zweisitzern nachspielen. 


Einmal so cool wie Peter Fonda. Einmal so frei. Einmal alles so egal. Nur für diesen Moment gelebt.


12:00
Wir verlassen die Route 66 und fahren in Kingmann auf die Interstate 93 zum Lake Mead und stoßen mit unserem Raumschiff um 16:00 in die Unwirklichkeit. In das Kinderparadies der Erwachsenen.


Las Vegas ohne Dunkelheit ist wie die Reeperbahn am Vormittag. Ihr Zauber schläft noch. 


Brütende Hitze der Mojave-Wüste schwelt über der Stadt. 40 Grad im Schatten und wir schlagen letargisch unser "Zelt" im Campground auf. Dieser liegt hinter dem Hotel und Vergnügungscasino "Circus, Circus" fast inmitten der Stadt.


Eher ein großer Parkplatz, als eine Schlafstelle. Sehr nüchtern. Wir haben Glück und erwischen ein fast schattiges Plätzchen mit 12 Quadratmeter Wiese. Antonia fragt:"Ist der Rasen echt"? "Ja!" antworte ich. "Ich glaube schon."

16:30
Wir essen etwas. Flüchten aber danach schnell in unser Routbear mit Klimaanlage. Die Hitze setzt dem Kreislauf zu und man sollte um diese Stunde noch kein Bier trinken.


17:30
Wir ziehen los. Wasser im Rucksack, Geld und Fotoapparate. Zunehmend nimmt uns die Dunkelheit in ihren Sog auf. Das Lichtspiel beginnt. 


Seit in den 1930iger Jahren in Nevada Alkohol und Glücksspiel erlaubt wurde entwickelte sich aus dem Nichts ein Fantasiegebilde. Besonders pikant ist, das sich ein entscheidender Aufschwung für Las Vegas allein dadurch ergab, dass sich die Atomversuche in Nevada für die Öffentlichkeit gut vermarkten ließen. "Atom Bomb Test Watching!" hieß das Projekt in den 60iger Jahren. 

Die Hauptmeile heißt Strik und verbindet alles mit allem. 


Der Mund bleibt einem offen. Überall in dieser Welt ist nochmal die Welt. Die Welt in der Welt. 


Wir sind in Venedig, London, Irland, Rom, am Eiffelturm in Paris, in Ägybten, in Cäsars Palast und in New York. Eine Weltreise. 


Die Mädels fahren mit der Achterbahn über die Stadt. Die macht einen Looping. 


Es ist Mitternacht. Jana und ich verlieren innerhalb von 10 Minuten im Casino 50 Dollar beim Roulett, mit Wasserlichtshows zu klassischer Musik werden wir getrößtet und stellen uns an die lange Warteschlange für ein Taxi an. Die Freiheitsstatur steht über allem und schwenkt die Fackel. 

1:00
Der wortkarge chinesische Taxifahrer ist so unfreundlich, das wir kichern müssen. An jeder Kreuzung schläft er kurz ein. 

1:30
Wir stürzen in die Betten. Die Nacht wird kurz.